Während seine Mitschüler Wirtschaft oder Mathe studierten, ging Huajie nach Haerbin an die Musikhochschule und fing dort an seine Leidenschaft zum Beruf zu machen, in dem er Geigenbau lernte. Nach erfolgreichem Abschluss arbeitet er in Peking an der stattlichen Jinfan Philharmonie, wo er mit viel Hingabe und Geschick die Streichinstrumente und Bögen der Musiker reparierte und restaurierte. Nach 5 Jahren intensiver Tätigkeit an der Philharmonie gründet er mit 26 Jahren seine eigene Geigenbauwerkstatt in Peking, wo er mit seinen Mitarbeitern Geigen in die ganze Welt verkauft.
Besonders mit den deutschen Kunden versteht er sich sehr gut, weil sie die Liebe zur jahrhundertelangen Geigenbau Tradition teilen, so dass er nach einigen Besuchen in Deutschland im Jahr 2000 entscheidet nach Hamburg zu gehen. Hier möchte er sein Wissen vertiefen und das Handwerk perfektionieren. Er übergibt die Werkstattleitung an seinen langjährigen Mitarbeiter und macht sich auf den Weg nach Deutschland. Der junge Mann ist angetan vom Forschungsgeist, der ihm hier begegnet und versucht nunmehr die chinesische Tradition und Ausgeglichenheit mit der deutschen Innovationskraft und Präzision in seinen Instrumenten zu paaren.
​In dem Hamburger Geigenbaumeister Reinhard Fischer findet Huajie einen Mentor, der für ihn zum ‘sprechenden Geigenbau Lexikon’ wird. Er kann sein Wissen weiter vertiefen und neue Perspektiven gewinnen, denn trotz sprachlicher Barrieren verstehen sich die beiden Instrumenten-Liebhaber oft ohne viele Worte. Ihre Seelen scheinen international übergreifend sehr ähnlich zu sein. Bis heute verbringen die beiden immer wieder gerne ihre Freizeit miteinander, um alte Instrumente zu restaurieren oder neue Geigenbautechniken zu erforschen.
Obwohl ihn manchmal das Heimweh plagt und obwohl die Branche mittlerweile hart umkämpft und oft einsam ist, gibt Huajie nicht auf. Sein größter Traum ist es, wie sein Vorbild Antonio Stradivari, möglichst viele schöne Instrumente zu hinterlassen, die die Welt ein kleines bisschen zu einem besseren Ort machen.